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Mai 2023

„Heldenkunde“ macht Schüler fit fürs Leben

Von Marco Twente - Originalbericht im Sauerlandkurier

Schon mal was von „Heldenkunde“ gehört? Nein? Die Schüler der 5. Klasse des Städtischen Gymnasiums Schmallenberg auch nicht. Jedenfalls bis vor wenigen Wochen... Dann war das Projekt erstmals an der Schule zu Gast.

Schmallenberg – „Ich habe gelernt, dass man sich mögen sollte so wie man ist, wie man mit den eigenen Gefühlen umgeht und aus Krisen wieder herauskommt – und Spaß hat es auch noch gemacht.“ In diesem Fazit waren sich die Schüler der drei 5. Klassen so ziemlich einig. In insgesamt sechs Unterrichtsstunden stand nach den Osterferien nicht Mathe, Deutsch oder Erdkunde auf dem Stundenplan, sondern der Umgang mit Gefühlen, die Förderung der Lebens- und Sozialkompetenz, des Selbstwertgefühls, das Erkennen der eigenen Stärken und konstruktive, gewaltfreie Streitgespräche.

„Ziel des Projektes Heldenkunde ist es, die Kinder psychisch für das Leben zu stärken“, erklärt Projektleiterin Daniela Ross, die den Unterricht gemeinsam mit Melanie Klopf geleitet hat. Als Ärztin und angehende Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie habe sie viel mit psychisch erkrankten Menschen und deren Behandlung zu tun. Soweit müsse es aber vor allem bei Kindern gar nicht erst kommen. „Deshalb ist es wichtig, frühzeitig zu lernen, mit den Gefühlen umzugehen und Selbstwert aufzubauen“, erklärt Daniela Ross den präventiven Charakter des von ihr konzipierten Schulprojektes. Das gelte gerade vor dem Hintergrund des zunehmenden Medienkonsums oder der Corona-Pandemie. Hierdurch seien Kinder und Jugendliche laut der Ärztin zunehmend verunsichert, litten unter einem verminderten Selbstwertgefühl und Ängsten. „Zusätzlich zeigen sich zunehmend deutliche Defizite in der Sozialkompetenz. Nicht selten kommt es aufgrund dessen bereits in jungen Jahren zu psychischen Störungen“, so Daniela Ross.

Ein Unterrichtsinhalt sei daher das Meditieren als ein wichtiger Baustein für psychische Gesundheit. Durch verschiedene Inhalte, Techniken und Spiele wurden den Schülern zudem die eigenen Stärken vermittelt, gezeigt was andere oder das Kind selbst an sich mögen, wie man Gefühle ausdrückt und damit umgeht.

Es wurden zusammen die eigenen Stärken erforscht, Ressourcenrucksäcke gepackt und Heldengläser befüllt. Auch Gefühlskarten kamen zum Einsatz.

Gleichzeitig sei den Schülern gezeigt worden, wie man aus eigenen Fehlern lernt und was sie tun können, damit es ihnen besser geht. „Es ist schön zu sehen, wie die Kinder dadurch aufblühen und davon profitieren können“, so Daniela Ross. „Es hört jemand zu, man kann alles offen sagen“, äußerte eine Schülerin nach Abschluss der Heldenkunde.

Ermöglicht wurde das Projekt durch die finanzielle Unterstützung des Lions Clubs Schmallenberg und das Programm des Landes NRW „Ankommen und Aufholen“. „Die Grundidee hat uns sofort überzeugt, weil wir die Beobachtung machen, dass vor allem nach Corona immer mehr Bedarf bei den Kindern vorhanden ist“, sagt Siegfried Hochstein, kommissarischer Schulleiter. Gleichzeitig dankt er dem Lions Club für die Unterstützung. 

Und auch die teilnehmenden Kinder zeigten sich begeistert: „Ich würde Heldenkunde auch den nächsten Fünfern empfehlen. Das müsste eigentlich Unterrichtsfach sein“, meinte ein Schüler.

Nach Ansicht der Lehrer sei das kein Problem. „Wenn die Finanzierung steht, würden wir den neuen Fünfern Heldenkunde gerne wieder anbieten“, so Lehrerin Andrea Koke-Bayram, die sich um das Projekt, das zum ersten Mal an einer weiterführenden Schule im Stadtgebiet Schmallenberg durchgeführt wurde, bemüht hatte. Und wenn es nach den Schülern geht, dann steht die Heldenkunde bald ja sowieso als neues Schulfach auf dem Stundenplan.